42. Woche

Zumindest befand ich mich in dieser Woche, als ich diese Seiten geschrieben habe. Ort des Geschehens: Esbjerg, Dänemark. Diese Woche hat nur drei Arbeitstage, Montag und Dienstag ist "Tag der Lehrer", oder sowas, jedenfalls haben alle Dozenten frei, und damit die Studenten zwangsläufig auch.

Montag, 11.10.2004

Der erste freie Tag. Und ich habe natürlich nichts Besseres zu tun, als um 8 Uhr aufzustehen und eine Stunde später im Projektraum zu sitzen. Und das auch noch freiwillig. Beim Aufstehen schossen mir noch die Gedanken durch den Kopf, so etwa in der Art: "Mensch klasse, zwei freie Tage, dann kannst Du endlich mal das nacharbeiten, was Du schon die ganze Zeit vor dir hergeschoben hast!". Schlimme Einstellung? Und was ist das überhaupt, was ich da geschoben habe?
Naja, eigentlich nichts elementar Wichtiges. Nur ein wenig Spielerei mit meiner Homepage, die aber ohne Photoshop und einen schnellen Rechner ungemein zeitaufwendig ist. Was soll's, die Zeit habe ich jetzt ja. Und wenn dabei was Sinnvolles herauskommen sollte, wird es Euch auch auffallen...

Dienstag, 12.10.2004

Und schon wieder frei. Langsam ist das faule Rumhängen aber nichts mehr für mich, ich habe sogar schon freiwillig angefangen, Fachbücher zu lesen und Unterreichtsmaterial durchzuwälzen - und das, wo die Klausuren noch so weit weg sind.
Auf dem Flur ist auch absolut nichts los, da kann man sogar mal das deutsche Fernsehprogramm wieder auf sich einwirken lassen. Ist nur dumm, daß es ein Dienstag ist, da läuft nix Besonderes.

Mittwoch, 13.10.2004

Na endlich, es gibt wieder was zum Lernen. Aber es sieht doch stark danach aus, daß im Rest dieser Woche die Besucherquote in den Fächern etwas geringer ausfällt als normal; Viele haben die beiden Tage dazu genutzt, die gesamte Woche blau zu machen. Das kann man ihnen angesichts der Vorlesung heute nicht verübeln, ich habe mir nach der ersten Stunde den Rest geschenkt. War eh nichts Neues dabei, und was dort an der Tafel langwierig erklärt wurde, lernt man meiner Ansicht nach durch Nachlesen ebenso gut - vor Allem aber zeitlich effektiver.
Also habe ich mich lieber durch diverse Bücher zum Thema "Hough-Transformation" und weiterer Bildverarbeitungsmethoden gelesen, in Vorbereitung auf das Projekt. Dabei hat sich gezeigt, daß ich offensichtlich ein paar Grundlagen mal wieder auffrischen sollte.
Dumme Geschichte beim Abendbrot: Auf leichten Nachdruck hin ist die Ketchup-Flasche explodiert. Viel ist vom Heinz'schen Qualitätsprodukt zwar nicht rausgekommen, aber das Wenige hat zielsicher meinen Pullover und die Hose erwischt, dabei gleichzeitig Tisch und Stuhl verschont. Schöne Sauerei, war auch sehr Publikumswirksam. Immerhin sind keine Spätfolgen zu befürchten, das sofortige in-Wasser-Einlegen und die anschließende Wäsche haben alles wieder heraus bekommen. Waschen und Trocknen dauerte nur etwas länger als gewollt, aber um 0.30 Uhr war dann (doch schon) wieder alles fertig.
Die Moral von der Geschichte: Keinen Ketchup in Plastikflaschen kaufen, wo die Deckel mitsamt Gewinde aus der Flasche reißen. Oder einfach besser aufpassen...

Donnerstag, 14.10.2004

Ein wenig Gelesen, ein wenig Rumgehangen - manche Tage sind echt tödlich langweilend. Die Vorlesungen heute und am morgigen Freitag sind ja auch gestrichen, wegen Krankheit des Dozenten.
Na, ein Glück daß ich am Samstag mal ein wenig Abwechslung bekomme: Der Rest meiner Familie kommt für eine Woche Urlaub hier hoch, zwar nicht direkt nach Esbjerg sondern wie immer in die Gegend von Hvide Sande, aber auf die paar Kilometer kommt's ja nicht an. Mal sehen, ob ich die ganze Woche blau machen kann oder zwischendurch zurück muß, aber auf jeden Fall werde ich sie am Samstag schon hier oben erwarten, wenn sie 8 Stunden Stau hinter sich gebracht haben...

Freitag, 15.10.2004

Was ein Glück, daß ich sogar von zwei Profs bei meinem Projekt betreut werde, so konnte ich die Besprechung heute mit demjenigen führen, der nicht durch Krankheit verhindert war. Wir haben das Projekt klarer umrissen, ein paar Detailfragen klären können, und er hat den Schock des frühen Abgabetermins glaube ich auch halbwegs verkraftet. Irgendwie verwunderlich, daß die Projektbetreuer nie den zeitlichen Rahmen kennen, das war schon in Schweden so.
Nun ja, ich werde zwar im Urlaub etwas weiterschreiben, aber kann diese Seite erst in einer Woche wieder aktualisieren, mangels Internetanschluß im Ferienhaus. Aber das ist ja das Schöne am Ausspannen, einfach mal für einen Moment Abstand gewinnen, um hinterher Alles aus einer anderen Perspektive sehen zu können. In diesem Sinne - auf in den Urlaub.

Samstag, 16.10.2004

Urlaub! Für meine Eltern begann er morgens um 6 Uhr, das bedeutet sie müßten um ca. 12.30 an Esbjerg vorbeikommen; Treffen wollten wir uns dann am Ferienhaus in Klegod, was in etwas 70 km nördlich von Esbjerg liegt. Das Timing war auf ca. 10 Minuten genau...
Natürlich gab es erstmal eine Menge zu erzählen, bei Kaffee und dänischem Kuchen, da meine Schwester ja nun auch studiert, mein Vater mal wieder ein neues Auto hat, zuhause in der Nachbarschaft auch einiges passiert ist, und und und... Das war ein langer Abend.

Sonntag, 17.10.2004

Die grundlegenden Dinge in unserem Dänemark-Urlaub sind seit je her: Brötchen holen am Morgen, Strandspaziergang danach, Stadt- oder Hafenrundgang am Nachmittag, Kaffee und Kuchen, und ein ruhiger Abend. All das konnten wir heute leider nicht durchziehen, zumindest gegen den Strand sprach das verregnete Wetter. Immer wieder dramatisch sind die Szenen, die sich einem beim morgentlichen Brötcheneinkauf in der Bäckerei bieten; Ganze Heerscharen deutscher Touristen, allesamt in den unmöglichsten Klamotten und laut lamentierend, wie auf dem heimischen Straßenfest. Grauenvoll. Um so schöner ist es, wenn man beim Bezahlen auf Dänisch angesprochen wird, im Gegensatz zu den Trainingsanzug-Trägern mit Dreitagebart.
Ach ja, und ich durfte heute den Chauffeur spielen, was mir angesichts des neuen Familien-Erstwagens nicht gerade unangenehm war. Ob der Motor eines Grand Vitara V6 wohl in meinen kleinen Höppel paßt...?