50. Woche

Zumindest befand ich mich in dieser Woche, als ich diese Seiten geschrieben habe. Ort des Geschehens: Esbjerg, Dänemark. Ich bin wieder zurück aus dem weihnachtlichen Lemgo, um meine Projektarbeit nun endlich zuende zu schreiben. Mal sehen, ob das so klappt wie ich mir das vorstelle...

Montag, 06.12.2004

Nikolaustag! Und diesmal habe ich sogar daran gedacht, 'nen Stiefel vor die Tür zu stellen. Leider muß ich auch heute schon wieder zurück nach Esbjerg, auf den 650 Kilometern ist aber diesmal nichts Besonderes passiert. Der Stoppelhopser ist schön gleichmäßig mit 100-110 km/h vor sich hin gelaufen, und hat das wieder mit einem Verbrauch von 7,6 Litern honoriert - ich hätte diesmal sogar noch drunter kommen können, aber der Westwind auf dem letzten Stück Autobahn hat's verhindert.
Am Ende des Tages war ich jedenfalls ziemlich kaputt, so langsam aber sicher werde ich alt und könnte ein Hardtop gebrauchen - die Geräuschkulisse ist echt nichts für die Dauer...

Dienstag, 07.12.2004

Der K(r)ampf mit Matlab geht weiter - immerhin konnte ich nach einiger Herumtrickserei sogar ein par Fourier-Spektren berechnen und darstellen - muß mein Glückstag sein heute. Mein Erfolg wurde auch gleich in mehrfacher Auführung gespeichert, weil ich doch arge Bedenken bei der Reproduzierbarkeit habe. Außerdem war noch ein Treffen mit unserem Prof angesetzt, um den Fortschritt des Projektes zu besprechen. Zum Programm konnte er auch nicht viel helfen, aber immerhin konnte er mich an den Matlab-Spezialisten der Uni verweisen. Mangels Anwesenheit werde ich dem morgen auf den Wecker fallen.
Man merkt übrigens langsam, daß wir uns in unmittelbarer Nähe zur Klausurphase befinden - Bei jedem Betreten der Küche sitzt dort schon irgendwer, und brütet über einen Haufen von Kopien und Ausdrucken. Auf die Gefahr hin, mich bei den BWLern unbeliebt zu machen: Ihr habt's manchmal ganz schön einfach, oder? Ich sehe jedenfalls unabhängig von der Fachbezeichnung im Einzelnen immer denselben Aufgabentyp: "Lesen Sie den Text und fassen Sie ihn zusammen". Find' ich jetzt erstmal nicht soo anspruchsvoll, vor Allem frage ich mich, auf was für eine Art Beruf das vorbereiten soll? Schon gut, ich hör' ja schon auf zu lästern, und kümmere mich wieder um meine Probleme. Danke der Nachfrage, davon habe ich im Moment genug... ;-)

Mittwoch, 08.12.2004

Hach, so 'ne eigene Kaffeemaschine (am Montag mit eingeflogen) hat doch was - jetzt bräuchte ich eigentlich nur noch 'ne Zeitschaltuhr, und fertig wäre der Aroma-Wecker. Naja, egal, ich begnüge mich auch erstmal mit dem kleinen Finger, und lasse den Arm dran...
Den Matlab-Profi habe ich heute auch aufgetan, er war sogar geradezu begeistert von meinem Problem - der Begeisterung folgte allerdings nach nur einer Viertelstunde schon die Ernüchterung. Diesmal auch ohne den berüchtigten Vorführeffekt, Matlab hat wirklich nochmal alle Fehlerregister gezogen. Hinterher waren wir soweit, daß sich manche Programme, wenn denn überhaupt, nur in bestimmten Verzeichnissen ausführen ließen (?), aber das auch nicht reproduzierbar (???). Das Ende vom Lied: Er wußte nicht weiter, und mir ist es langsam egal. Dann wird das Projekt eben nur die theoretischen Aspekte beleuchten, und bei Bedarf mache ich die Berechnungen mit Zirkel und Bleistift auf Millimeterpapier. Bildverarbeitung - Back to the roots...

Donnerstag, 09.12.2004

So langsam muß ich echt ans Fertigwerden denken - daher habe ich vorsichtshalber schonmal den verschärften Zeitplan bis zur Abgabe des Projektes aufgestellt: Das letzte Kapitel (Unschärfeberechnung) muß bis morgen fertig werden, am Wochenende sind dann Abstract, Einleitung und abschließende Zusammenfassung fällig, und die gesamte nächste Woche bleibt dann noch für die Verschiebungs- und Drehungsanpassung. Klingt soweit erstmal machbar. Mein Kollege meinte ja auch heute, er hätte zu dem Teil für nächste Woche schon was geschrieben - warum nur bin ich nicht beruhigt...?
Ha, und am Nachmittag/Abend habe ich sogar noch einen weiteren Kollegen aufgetan, der Matlab inklusive aller Pakete hat - die lange gehaßte Hough-Transformation hat auf Anhieb funktioniert, oh Wunder! Euphorie macht sich breit - kaum macht man's richtig, schon funktioniert es. Ja, dann mal weiter so...
PS: Kläschen ist doch tatsächlich schon wieder eine Woche vorbei?

Freitag, 10.12.2004

Hm, zu früh gefreut: Die Berechnungen von gestern muß ich wohl nochmal machen, weil ich mich in meiner überschwenglichen Freude darauf verlassen habe, daß Matlab die Bilder auch genauso abspeichert, wei es sie anzeigt. Weit gefehlt, meine Graustufenbilder waren zu Binärbildern (mit auffällig kleiner Dateigröße...) degeneriert, und damit weit von einer Darstellbarkeit in dem Projekt-Report geeignet. Außerdem sollte ich das nächste mal die Winkelauflösung höher als 2 Grad setzen, wenn ich schon auf der Suche nach wirklich kleinen Winkelabweichungen bin. Also nochmal das Ganze...
Das schmeißt mich natürlich in meinem straffen Zeitplan erstmal wieder nach hinten, eigentlich wollte ich doch das letzte Kapitel bis heute Abend zuende schreiben. Daraus wird aber eh nichts, weil ab 19 Uhr in der Küche ein allgemeines, vorzeitiges Weihnachtsessen stattfindet - da kann man schlecht fehlen. Die feucht-fröhliche Runde ist dann auch zeitlich passend um 1 Uhr ausgerückt um die Stadt unsicher zu machen; So konnte ich mir von zehn nach eins an eine Stunde lang die Aufzeichung von Phil Collins' First Farewell Tour im Zweiten anschauen. Ja, und ich war seinerzeit dabei! Zwar nur in Hannover und nicht wie gezeigt in Paris, aber irgendwie kam mir das Konzert in Hannover nicht umbedingt kleiner vor. Und die Show ist auch in der Wiederholung klasse. :-)

Samstag, 11.12.2004

So, heute wird aber endlich mal was zu Papier gebracht. Meine Ideen dazu stützten sich zwar gezwungenermaßen wieder auf Matlab, aber zu meiner Verwunderung hat es heute mal funktioniert - na gut, nur in willkürlich ausgewählten Verzeichnissen, aber immerhin doch soweit, daß ich ein paar Ergebnisse und Berechnungen vorweisen kann. Das ganze noch schön grafisch aufbereitet in meine Schreiberei eingebettet, und so gegen 23 Uhr war mein Tagesziel von gestern erreicht: Das letzte Kapitel steht. Bilder, Berechnungen, Ergebnisse - das alles hat zwar nicht mehr als 5 Seiten DinA4 in Schriftgröße 10 erbracht, aber ich will ja auch nicht den Eindruck erwecken, mit Geschwafel Seiten schinden zu wollen. Man hätte zwar das eine oder andere noch vertiefen können, aber dafür müßte der Tag erstmal mehr als 24 Stunden haben. Und der Prof hat auch schon sein Verständnis für die zeitlich und inhaltlich schwierige Lage bekundet.
Damit geht ein weiterer Tag mit eckigen Augen zuende - ich denke mal, ich sehe da einigen langen Abenden in der nächsten Woche entgegen.